Wie gewinnt man eine Regatta wie das Baltic 500?
Arno geht wie ein Profi ans Segeln. Auf dem Navitisch der FIRST 36 steht ein Toughbook, das mit den Lastsensoren verschiedener neuralgischer Punkte der Yacht verbunden ist. Aktuelle Wetter-Updates werden in Echtzeit aus dem Netz gezogen, Wetter-Routing und Racing-Software läuft laufen stetig mit. Die Frage, wie man ein Rennen gewinnt, beantwortet Arno so:
„Wir hatten einen klaren Game Plan, den wir stetig an die aktuellen Wind- und Wettervorhersagen angepasst haben. Beim Start war klar, dass es zum Ende hin eine fiese Flaute geben würde: Also hieß das, dass sehr früh so weit wie möglich wegzukommen hätten.“
Der Weg nach Læsø und wieder zurück war gesetzt. „Relativ streamlined und straight“ und mit ordentlich Wind, wie Arno sagt. Schwieriger war vorher der Große Belt. „Da windtechnisch eher wenig zu erwarten war, spielten nun aber vor allem die Strömungsverhältnisse im Belt eine wesentliche Rolle. Das war der Knackpunkt und die große Frage: Wo ist Wind? Und vor allem – wo ist weniger Strom?“ Und so wagen sich die Mutigen tiefer unter Land, weil dort weniger Strömung war. Das Lot stets im Blick, immer kurz vor Grounding: „Das ist wie ein Krimi! Da die Daten vom Lot immer eine Verzögerung haben, war das Heransegeln an die Tiefenlinien richtig risikoreich.“, sagt Arno.
„Wir sind im Belt auf einem der Abschnitte locker mehr als 25, 30 Halsen gefahren – immer an die Tiefenlinie ran, dann weg. Und das bringt richtig etwas! Immerhin war unter Land bis zu 1 Knoten weniger Gegenstrom. Das bringt dann Meter um Meter richtig Vorsprung über die Zeit.“ Und ist mega anstrengend…
Nachts potenziert sich der Stressfaktor dann. „Eigentlich waren wir mit unserem großen Kite (A2) gut unterwegs, aber der Wind sollte und wurde kontinuierlich mehr. In solchen Momenten spielt die Risikoabwägung eine wichtige Rolle: Wie weit wollen wir pushen und was sind die etwaigen Konsequenzen hinsichtlich des weiteren Rennens? Das taktische Abwägen zwischen einem risikoreichen High-Speed-Run bei viel Wind und der realen Möglichkeit, unsern größten Kite zu beschädigen oder zu verlieren.“, erzählt Arno. „Wenn Du dann am Ende in der Flaute keinen Gennaker mehr hast, kannst Du nämlich einpacken. Also haben wir mitten in der Nacht auf den A4 gewechselt und weiter ging der Ritt durch die dänische Inselwelt.“